Ein Jahr
Diese Woche geht es um den Gegenaustausch, also um die Süd-Nord-Komponente, im weltwärts-Programm. Die Idee des weltwärts-Freiwilligendienstes ist nicht, junge deutsche Freiwillige in ein Land des globalen Südens (früher wurden diese Länder als Entwicklungsländer bezeichnet) zu schicken, damit diese den Menschen dort unter die Arme greifen und deutsches „Know-How“ beibringen. Diese Idee des Freiwilligendienstes wurde von Bernhard Kühn, dem Chef meiner Entsendeorganisation Volunta gGmbH als „kolonial“ bezeichnet, was meint er damit? Während der weltwärts-Freiwilligendienst seinen Schwerpunkt auf die Entwicklung der deutschen Jugendlichen und jungen Erwachsenen legt, legen andere ihren Fokus auf das Helfen der vermeintlich schwächeren Partnerländer. Das fällt zum Beispiel bei USAID (U.S. Agency for International Development) auf, welche in ihrem Logo unter USAID „FROM THE AMERICAN PEOPLE“ stehen hat. Ein anderes Beispiel (auch aus der USA) ist ein Bild von Peace Corps, auf dem eine weiße Frau einem schwarzen Kind eine Pflanze gibt. Leider finde ich das Bild im Internet nicht. Der koloniale Gedanke ist also: „Wir als entwickelte Länder helfen den armen unterentwickelten Ländern, die ja anscheinend nicht alleine klarkommen.“ Diese Einstellung ist natürlich auch durch den Kolonialismus zu erklären und deren Überbleibsel, mit denen sowohl die ehemaligen Kolonialmächte als auch und vor allem die ehemaligen Kolonien zu kämpfen haben. Auch denke ich, dass es gerade für Jugendliche und junge Erwachsene für recht schwer ist aus diesem Selbstbildnis auszubrechen, wenn man es eigentlich die ganze Zeit so vorgelebt bekommen hat. Was macht weltwärts anders? Einmal wird nicht mit diesem Argument für einen Freiwilligendienst geworben, es geht um das Kennenlernen anderer Kulturen, dem Hinterfragen eigener Denkmuster und vieles mehr (Falls Ihr weiterlesen wollt: https://www.weltwaerts.de/de/ein-freiwilligendienst-veraendert-dauerhaft.html). Wir wurden im Vorbereitungsseminar auch mehrmals dazu aufgerufen, bei Berichten und ähnlichen keine Klischees zu bedienen, um somit diese nicht weiter zu verstärken. Gerade bei Bildern ist dies besonders wichtig. Um in diesem Artikel aber ein anderes Klischee nicht zu verbreiten, muss ich dazu sagen, dass zum Beispiel die britischen Freiwilligen aus der Root Foundation nicht solche Gedankengänge haben oder diese zumindest nicht äußern und sicherlich steht auch nicht jeder Peace Corps oder USAID Freiwilliger oder Hauptamtlicher hinter diesem Image! Aber es gibt noch einen weiteren Part, wodurch es sich lohnt, diesen Freiwilligendienst zu unterstützen: Den Süd-Nord-Austausch, den es seit 2013 gibt. Hierbei gehen Freiwillige aus dem globalen Süden, also aus den eigentlichen Einsatzländern, nach Deutschland. Auch junge Ruander*innen sind momentan in Deutschland und gegen Februar kommen die neuen Freiwilligen, welche wir ich auch ein Jahr in Deutschland bleiben. Die Jumelage hat ein Vorbereitungsseminar für die Freiwilligen aus Ruanda organisiert, wir als junge Deutsche wurden gefragt dort mitzuhelfen und ich will Euch mit ein paar Fotos auch einen Eindruck von dieser Woche geben. Das hat natürlich auch uns geholfen, da wir dadurch nicht nur weiter die ruandische Kultur kennengelernt haben, sondern auch unsere eigene Kultur genauer betrachten mussten. Und genau an diesem Punkt hat sich mir folgende Frage gestellt, was ist denn eigentlich typisch deutsch? Über Antworten freue ich mich gerne! Ich wünsche Euch viel Spaß mit den Fotos und hoffe Ihr hattet einen schönen 3. Advent. Liebe Grüße aus Kigali Euer Tobias
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AutorTobias Leonhard |